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topplus Ökoware aus Togo?

Verdacht auf systematischen Betrug mit Bio-Sojabohnen - Futterhersteller stellt Strafanzeige

Angebliche Bio-Sojabohnen aus der EU entpuppen sich als Ware aus Russland und Togo - mit zweifelhaftem Ökosiegel. Ein Futtermittelhersteller hat falsche Lieferpapiere entdeckt und ein Fass aufgemacht.

Lesezeit: 3 Minuten

Die Saatbau Deutschland GmbH lässt in Nürnberg Bio-Sojabohnen für Mischfutter verarbeiten. Im Dezember und Januar kaufte das Unternehmen über zwei Zwischenhändler rund 1.000 t Sojabohnen aus Österreich von einem namhaften Anbieter. Die „Bioware aus der EU“ wurde von 40 Lastwagen geliefert, berichtet Unternehmenschef Hans-Albrecht Müller gegenüber dem Magazin Spiegel.

Als ihm Zweifel an der Biozertifizierung kamen, ließ er im Labor Stichproben aus 20 Chargen auf ihren Isotopen-Fingerabdruck prüfen. Das Ergebnis überrascht: 9 x EU, aus Rumänien, aber angeblich 7 x Togo in Westafrika, 3 x Ukraine und 1 x Russland, erklärte er gegenüber der Zeitschrift.

Vor-Ort-Kontrolle deckt große Ungereimtheiten auf

Das Unternehmen habe nun Strafanzeige in Österreich erstattet, da die Herkunft offenbar falsch deklariert ist und auch zweifelhaft ist, ob es sich überhaupt um Soja aus kontrolliertem Anbau handelt.

Der Spiegel merkt dazu an, dass der Biomarkt boomt und billiges Biofutter gefragter denn je sei. Gerade weil die Discounter auch in den Ökobereich eingestiegen seien, werde billig und bio offenbar mitunter passend gemacht.

In Österreich ermittele nun nicht nur die Staatsanwaltschaft, sondern auch die zuständige Landesregierung in Linz, nachdem es Prüfungen gab. Aufgrund falscher Herkunftsangaben auf Lieferpapieren bestehe der begründete Verdacht, dass bei losen Bio-Sojabohnen systematisch Nicht-EU-Ware in EU-Ware umetikettiert werde.

Sollte das stimmen, sind die Behörden auf Betrug im großen Stil gestoßen. Der Lieferant in Österreich bestreite hingegen alles und spricht von einem „erledigten Missverständnis“. Das Labor des deutschen Käufers sei schuld und habe schlicht falsche Ergebnisse mitgeteilt, so die Begründung.

Deutscher Sojaanbau wird durch Billigimporte zerstört

Die Saatbau Deutschland GmbH jedenfalls will nicht locker lassen. Das Unternehmen verkauft selbst auch Saatgut und will nach eigener Aussage die deutschen Bauern vor unsicherer Billigkonkurrenz schützen. Denn während die Tonne Biosoja von EU-Feldern im Herbst 2022 für 1.000 € gehandelt worden sei, habe Togo-Soja mit Biozertifikat 650 € gekostet, sagt Müller dem Spiegel. Das zarte Pflänzchen des Biosoja-Anbaus in Deutschland mit geschätzt 12.000 ha Ackerfläche drohe daran einzugehen, warnt er. Unfairer Wettbewerb sei das.

Dass Togo innerhalb weniger Jahre zu einem großen Biosojalieferanten aufgestiegen ist, wirft in der Branche Fragen auf. Fachleute vermuten, dass Togo entweder konventionelles Soja illegal als Bioware vermarktet. Oder Anbauflächen würden von heute auf morgen auf Bio umgestellt. Auch Kenner des Landes halten es für unwahrscheinlich, dass in Togo tatsächlich 120.000 t Biosoja produziert werden. Die Anbauflächen, die es für solche Mengen Soja braucht seien nicht vorhanden. Das Land benötige seine Nahrungsmittel selbst, weil die Menschen zu wenig zu essen hätten.

Der deutsche Futtermittelhersteller ärgert sich daher auch über den Anbauverband Biokreis, zu dem 1.200 Höfen und 150 Lebensmittelverarbeiter gehören. Biokreis habe Togo-Bohnen fürs Futter zugelassen, die Ware aus Afrika stehe damit praktisch auf einer Stufe mit dem Soja aus den deutschen Mitgliedsbetrieben. Müllers Firma hat deshalb die Mitgliedschaft gekündigt. Weil der Verband es seinen Viehzüchtern erlaubt, billiges Soja aus China und Togo zu verfüttern, kann Müller mit seiner teuren Ware aus heimischer Produktion nicht mehr mithalten.

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